Beziehungsintegrationsprozess
Für wen?
Der Beziehungsintegrationsprozess (BIP) richtet sich an alle Menschen, die ein aufrichtiges Interesse an einer wahrhaftigen Begegnung mit Ihrer Paarbeziehung, Ihrem Partner und dem eigenen Wirken in ihrer Liebesbeziehung haben. Paare und einzelne Personen haben die Erfahrung des BIPs gemacht, unter anderem mit folgenden Anliegen und Fragen.
Für Paare:
- Sie sind eine gefühlte halbe Ewigkeit zusammen und fragen sich seit einiger Zeit häufiger „wieso eigentlich?“
- Sie lieben sich, aber haben eine gemeinsame Kultur miteinander entwickelt, an der diese Liebe immer wieder zu zerbrechen droht
- Sie sind sehr unterschiedlich und suchen nach Perspektiven, wie Sie besser mit Ihren unterschiedlichen Wesen miteinander umgehen können
- Sie suchen nach einer lebendigen Begegnung mit Ihrem Gegenüber jenseits ihrer Vermeidungs-, Schutz- und Streit- und Vorwurfsmuster
- Fragen aus ihrer persönlichen und gemeinsamen Lebensgeschichte hindern Sie zu oft miteinander offen im Hier und Jetzt zu sein
- Sie möchten miteinander einen offenen Blick auf die Wahrheit Ihrer Beziehung werfen und das Sosein Ihres Gegenübers
- Wichtige Fragen zu Familiengründung, Gesundheit, Sex, Ihrem Wohnort, Finanzen, Erziehung oder Patchworksituationen fressen Ihre Zuneigung und rufen nach neuen Perspektiven
- Sie befinden sich in Krisen und am Scheideweg miteinander
- Sie interessieren sich für einander und wollen gemeinsam eine verbindende, in manchen Fällen sogar existenzielle Erfahrung erleben
Für Einzelne:
- Sie haben ein aufrechtes Interesse an Ihrer Rolle in Ihrer Paarbeziehung
- Sie suchen nach mehr Bewusstheit für die Frage, warum bei Ihnen Beziehungen oft nicht gelingen
- In Liebesdingen kleben Sie innerlich in vergangenen Beziehungen fest oder träumen sich in eine ferne Zukunft fernab der jetzigen Wirklichkeit
- Sie haben eine Außenbeziehung oder so viel Dissens miteinander, dass Sie sich lieber alleine Ihren Fragen widmen
- Ihr Partner hat (auch das ist vollkommen legitim) keine Lust auf Seminare, Therapie oder ähnliches, Sie aber schon
Theorie und Methode des Beziehungsintegrationsprozess
Der BIP ist ein praktisches orientiertes Modell für das Wirken von Lebenskräften in Paarbeziehungen und ein Aufstellungsverfahren, mit dem Menschen sich dieser Wirkkräfte in ihrer Paarbeziehung bewusst werden können.
Dem BIP liegt eine Matrix zu Grunde, die wesentliche Erkenntnisse aus verschiedenen Traditionen der Paartherapie, Psychologie und Aufstellungsarbeit (z.B. dem LIP, der Differenzierungstheorie, der jungianischen Psychoanalyse und der humanistischen Psychologie) in einem schlanken Modell zusammenfasst. Die Grundidee liegt darin, das Geschehen in Paarbeziehungen als Wechselspiel zwischen polaren Lebenskräften zu begreifen. Hierbei begegnen wir zwei Gegensatzpaaren, die die Liebe und Beziehungskultur von zwei Menschen prägen.
Lebensgeschichte und Potential
Kein Mensch kommt als unbeschriebenes Blatt in eine Beziehung, sondern bringt, ob er möchte oder nicht, seine Familien-und Lebensgeschichte mit ein sowie die Prägungen der Zeit, in der er aufgewachsen ist. Dies schließt unsere Bindungserfahrungen in unserer Herkunftsfamilie, Traumata, Erfahrungen aus vorangegangenen Liebesbeziehungen uvm. ein. Neben dem Schmerzhaften, was uns geprägt hat, sind hierin auch alle positiven Erfahrungen eingeschlossen, die wir in das Leben unserer heutigen Beziehung einbringen.
Doch ein Mensch ist mehr als das Resultat seiner Lebensgeschichte. Jeder Mann und jede Frau ist nicht nur genetisch, sondern auch charakterlich einzigartig und trägt damit ein unverwechselbares Potential, eine sich in die Zukunft orientierende innere Kraft in sich. Subjektiv erfahren wir diese Kraft in Form von Sehnsucht, innerer Orientierung und fortwährenden seelischen Wandlungsprozessen.
In einer Paarbeziehung begegnen sich damit zwei Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten und unterschiedlichen persönlichen Potentialen. Im BIP werden diese von entsprechenden Stellvertretern aus der Gruppe repräsentiert.
Individualität und Zusammensein
Jeder Mensch in einer Paarbeziehung steht vor dem unlösbaren Konflikt zwischen dem Wunsch nach dem Zusammensein mit dem Partner und dem gleichzeitigen Bedürfnis, man selbst zu bleiben. Jede Paarbeziehung findet auf diesen Nähe-Individualität-Konflikt eine eigene Antwort, die das Beziehungsgeschehen und die Weise, wie sich die Partner hierin erfahren, tief prägt.
Und wie die Partner in der Beziehung eine einzigartige Lebensgeschichte und ein unverwechselbares Potential in sich tragen, so hat auch jede Paarbeziehung eine gemeinsame Geschichte und ein in sich wirkendes Potential, die ihr ihren einzigartigen Charakter gibt.
Im BIP arbeiten wir hierfür mit Stellvertretern für die Geschichte des Paares und dem gemeinsamen Potential. Hierin sind etwa all die prägenden Fragen des Zusammenkommens des Paares aufgehoben, Krisen der Beziehung, die einende Erfahrung der Elternschaft oder der Wunsch, gemeinsame Kinder zu haben, und schließlich das Spüren der Liebe, die zwei Menschen zusammenhält oder die sie schmerzhaft miteinander vermissen.
Das Aufstellungsformat des BIP in grafischer Darstellung*
*die Partner in der Grafik sind der Einfachheit halber im Modell als Mann und Frau dargestellt, der Prozess lässt sich aber ebenso mit homosexuellen Paaren durchführen.
Die Praxis des BIP
Der BIP folgt nicht dem Ziel, Konflikte zu lösen oder Unterschiede zwischen den Partnern einzuebnen, sondern dient ausschließlich und konsequent dem wahrhaftigen Einander Sehen der Partner. Heilende, verbindende oder versöhnende Wirkungen stellen sich nicht selten als indirekte Nebenwirkungen ein.
In der bisherigen Praxis wurde mit dem BIP mit Paaren und Einzelpersonen in Paarbeziehungen, mit Singles, die ihre Beziehungsmuster erkennen möchten, mit heterosexuellen und homosexuellen Paaren und in verschiedenen Kulturen gearbeitet.
Für weitere Informationen finden Sie hier einen Aufsatz zum BIP, ein längeres Interview mit Malte Nelles und einen Einführungsvortrag.